Wie gehen Sie nach einem Kaiserschnitt mit den Folgen dieser Operation um? Die Frage ist also nicht, ob die Operation, die Schnittentbindung während der Geburt notwendig war, sondern, falls Sie nach einem Kaiserschnitt noch Beschwerden haben, was Sie dagegen tun können.
Eine andere Wichtung
Wir gehen im Alltag häufig über Narben hinweg in der Weise „Ach, das ist verheilt, das tut auch nicht mehr weh …“. Die Frage ist aber nicht, ob es schmerzt, sondern ob wir uns ganz zwanglos um eine Narbe herum bewegen können. Im Normalfall wissen wir zwar, dass es ein „Gebiet“ oberhalb des Schambeins gibt, wir merken es nur nicht. Dies kann sich durch einen Kaiserschnitt ganz nachhaltig ändern.
Taubheit um die Narbe herum
Taubheitsgefühl an der Schamhaargrenze unterhalb der Narbe, nächtliches Jucken um den Kaiserschnitt herum, die Unfähigkeit Sit-Ups zu machen sind nur die offensichtlichsten Zeichen. Häufig denken wir bei Beschwerden gar nicht direkt an einen Bezug zu einem vielleicht lange zurückliegenden Kaiserschnitt.
Das Gangbild verändert sich
Viel verdeckter sind Auswirkungen auf unseren Gang und damit auf Spannungen im Fuß und in der Hüfte. Diese Verbindung ist vielleicht nicht so klar, doch probieren Sie es selbst. Greifen Sie dafür mit der rechten Hand zum rechten Fuß und ziehen den Fuß nach hinten. Dadurch strecken Sie Ihr Hüftgelenk und öffnen sich auf der Vorderseite. Wenn Sie dies langsam und umsichtig tun, werden Sie eine ziehende Dehnung aus dem Bein in den Bauch hinein spüren. Diese Dehnung muss gleichmäßig und ohne Ablenkung durch Narben des Kaiserschnittes geschehen, andernfalls öffnen Sie nicht Ihre Hüfte. Wiederholen Sie nun diese Übung mit der linken Seite und stellen Sie den Unterschied fest. Auch ohne Narbe ist die linke Seite ganz anders. Die Meisten werden es als instabiler und empfindlicher beschreiben.
Es wäre fatal, wenn Sie aufgrund von Beschwerden, die sich nach einem Kaiserschnitt einstellen, nicht mehr zügig gehen könnten. Gehen ist zentral für ihre körperliche und geistige Gesundheit. Mehr dazu können hier Sie nachlesen.
Schmerzen in der Hüfte
Der Seitenunterschied ergibt sich auf der unterschiedlichen Organisation des Körpers. Unsere rechte Seite ist aufgrund der festen, druckstabilen Leber die stabilere Seite und unser bevorzugtes Standbein. Wir drehen uns lieber um die linke Seite als um die rechte. (Deswegen durchlaufen wir die meisten Geschäfte gegen den Uhrzeigersinn.) Scheinbar symmetrische Störungen, wie die waagerecht verlaufende Kaiserschnitt-Narbe haben deswegen viel größere Auswirkungen auf die linke Körperseite als auf die rechte. Wenn Sie Linkshänder sind dann können Sie hierzu mehr hier nachlesen.
Kaiserschnitt – was wir sehen und was unsichtbar ist
Bei Narben denken wir zunächst an den sichtbaren Teil der Operation. Auch wenn wir es wissen, meist übergehen wir, dass der Schnitt nicht nur durch die Haut, sondern auch unter der Haut anders geführt sein kann. D.h., es gibt Narbengewebe unter der Haut, das von außen nicht sichtbar ist.
Was Sie selbst bei Beschwerden nach einem Kaiserschnitt tun können
Finden Sie ihre Narben in den unterschiedlichen Tiefen und massieren sie sanft (!) auf den Kaiserschnitt zu. Bleiben Sie dabei weich und langsam. Seien Sie systematisch und kommen Sie aus allen erdenklichen Richtungen auf die Narbe zu. Beugen Sie sich nach vorne über, wenn Sie mehr Spiel im Gewebe haben wollen.
Wenn Sie Unterstützung benötigen
Es gibt Grenzen in der Selbstbehandlung. Aus demselben Grund können Sie sich auch nicht selbst kitzeln, da Sie sich immer von innen und von außen spüren. Manchmal bedarf es der geschulten Hand, um Gewebe in allen Schichten beweglich und unabhängig voneinander zu gestalten. In meiner Praxis erlebe ich auf der linken Hüftseite die meisten Probleme nach Kaiserschnitt-Operationen.
Ein Satz der Beruhigung. Der Mensch ist unglaublich anpassbar, deswegen können wir auch so oft gut mit ausgeheilten Verletzungen umgehen. So ist es auch mit Kaiserschnitt-Operationen, doch wenn es im Umfeld der alten Operationsnarbe zu Beschwerden kommt, dann ziehen Sie zumindest eine Verbindung in Betracht.