Barfußschuhe haben für moderne Menschen Grenzen und Herausforderungen, die wir kennen sollten. Andernfalls sind wir enttäuscht oder schädigen uns sogar. Damit verpassen wir die Chance im „Vorbei-Gehen“ sinnvoll etwas für unsere Fußgesundheit und damit für unseren gesamten Körper zu tun. Und wollen wir etwas für unsere Fuß- und Ganggesundheit tun? Ich denke ja, lesen Sie hier, warum eine gesunde Gehgeschwindigkeit der Schlüssel für körperlich und geistige Fitness ist.
Ich möchte vorwegschicken, dass ich selbst Barfußschuhe sehr schätze und diese auch viel trage. Dennoch muss auch ich manchmal auf „normales“ Schuhwerk ausweichen. Die Gründe dafür wurden mir vor ein paar Tagen nochmals deutlich vorgeführt. Ich war gerade dabei, bei Leguano ein paar neue Schuhe zu kaufen, als eine begeisterte Barfußschuh-Trägerin ihren Mann zum Anprobieren in das Geschäft brachte. Sein harter Schritt, seine sehr gerade Haltung und seine Vorliebe für etwas Schuh-Absatz zeigten gebündelt Gründe, warum er dann letzten Endes abwinkte. Beide sind dann schlussendlich etwas enttäuscht, ohne etwas zu kaufen, gegangen. Und ich bin mir sicher, sie hätten nicht sagen können, warum sie sich in diesen Schuhen wohlfühlte, während er sich sowenig unterstützt fand. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Grenzen und Einschränkungen beim Tragen von Barfußschuhen, die Sie kennen sollten.
Grenze Nr. 1 – der harte Schritt
Kennen Sie dies? Menschen, die man sofort an ihrem Schritt erkennt. Ich gehöre leider auch dazu. Mein Schritt ist meist klar zu vernehmen. Als Lehrling habe ich mir daraus einen Spaß gemacht, vor anderen Bürotüren langsamer zu werden. Alle glaubten dann, der Chef käme um die Ecke und jedes Gespräch erstarb. Ich stand dann nach einem leisen Schritt grinsend in der Tür. Doch warum ist der Schritt bei manchen Menschen so hart hörbar?
Um gleich mit einer schnellen Lösung aufzuräumen: der Ballengang ist keine Lösung. Das mag beim Tanzen schick aussehen. Gehen funktioniert anders!
Einschub – Ballen- oder Fersengang?

Zwei Stoßfänger in Aktion
Ein Blick auf unsere Körper-Konstruktion klärt diese Frage. Unsere Ferse ist in einem besonderen Fettgewebe gepolstert, dass durch Bindegewebe verfestigt wird. Der Aufbau erinnert damit an eine Luftpolsterfolie. Dadurch ist die Ferse ideal, um den ersten Stoß beim Aufkommen abzufedern. Gleichzeitig ist das Fersenbein in einer Springfeder des gesamten Fußes eingebettet. Der Fuß wird beim Aufkommen minimal länger und federt zum einen das Aufkommen weiter ab. Zu anderen kann etwas Stoßenergie zwischengespeichert werden, um ganz zum Schluss – in der Abstoßphase – wieder freigegeben zu werden.
Landen und ein dritter Stoßdämpfer kommt hinzu
Wir landen dann auf der Kleinzehen-Seite des Fußes als unserem „Landefahrwerk“. Gleichzeitig geht ein erster Schub körperaufwärts durch das Wadenbein. Das Wadenbein ist ein vergleichsweise dünner Knochen, der unter dem oberen Kopf des Schienbeins untergeklemmt ist. Das Wadenbein dient als weiterer Stoßdämpfer. Die dafür notwendige Elastizität erhält dieser Knochen durch eine zähe, aber flexible Verbindung über eine Membran an das sehr stabile Schienbein. Der kleine Zeh fungiert als „Antenne“ beim Positionieren des Fußes auf dem Boden. Dafür ist die Muskulatur des kleinen Zehs in einer eigenen Bindegewebs-Hülle mit eigener Innervation eingebettet. Klein, aber fein beantwortet er die Frage nach der Beschaffenheit des Landeplatzes.

Das Gewicht wird übernommen
Jetzt ist die Landephase abgeschlossen. Der Fuß ist mit den äußeren drei Zehen gelandet. Ferse und Wadenbein haben den Stoß gemildert. Im Folgenden nimmt der Fuß immer mehr Gewicht auf, wobei er sich über das Quergewölbe auf die Großzehenseite dreht. Das Schienbein übernimmt nun die Lastvermittlung. Der Fuß befindet sich jetzt direkt unter dem Körper.

Entlastung und Schub nach vorne
Im Folgenden dreht sich der Fuß weiter auf die Innenseite, während weiter oben das Gewicht des Oberkörpers nach vorne fällt. Ja, Sie lesen richtig – Gehen ist ein nach vorne Fallen und gekonntes Auffangen des Gewichtes – unglaublich effizient. Der Oberkörper fällt nicht nur, es gibt auch einen letzten Vorschub durch den Großzeh nach vorne.
Je mehr der Fuß hinter der Körperachse ist, umso weiter sollte sich die Hüfte öffnen. Die Arme schwingen idealerweise frei entgegengesetzt zu den Beinen. Die junge Frau mit dem schwarzen T-Shirt hält ihre Schulter fest, so dass diese Bewegung nicht zu sehen ist.
„Bleiben Sie beim Fersengang.“
Das Gehen ist so komplex und unser Körper so unglaublich fein darauf abgestimmt. Das werfen Sie alles über Bord, wenn Sie auf den Ballengang wechseln. Wenn Sie Barfußschuhe tragen wollen, dann nehmen Sie diese Herausforderung an, um nicht an Grenzen Ihrer Anatomie zu stoßen.
Und wenn der Ballengang dennoch „einfach“ gut tut?
Für ganz wenige Menschen gilt: Den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben ist eine sinnvolle Entscheidung. Meist handelt es sich dann um eine Instabilität im unteren Rücken in der Höhe der unteren Rippen.
Im Einschub gab es jetzt viel Theorie. Sie hilft jedoch zu verstehen, warum der Schritt sehr hart sein kann: Eine oder mehrere der „eingebauten“ Stoßdämpfer sind ausgefallen. Doch unsere Fußmechanik lebt von einer federnden Verwindung des gesamten Fußes. Feste Einlagen verhindern diese lebendige Mechanik, um nur einen Grund zu nennen. Künstliche Stoßdämpfer wie in vielen modernen Laufschuhen sind dann ein willkommener Ausgleich für die eigene verlorene Flexibilität.
Mit Barfußschuhen kommen Sie schnell an Ihre mechanischen Grenzen, federnd aufzukommen.
Übrigens, wir sind nicht für das gemütliche Laufen auf weichem Waldboden geschaffen worden, sondern vielmehr Traben auf betonharter, ausgebrannter Savanne. Unser eingebauter Rückfeder-Mechanismus funktioniert nicht auf weichem Boden, was Sie beim Lauf durch weichen Sand ausprobieren können.
Wie Sie die Herausforderung eines harten Schritts aufnehmen
Ein harter Schritt wird weicher, wenn Sie die natürlichen Stoßdämpfer in Fuß und Unterschenkel wieder beleben. Gymnastik und Dehnung für den Fuß, wie sie z.B. auch im Yoga gemacht werden, sind gut, aber leider nicht ausreichend. Sie brauchen tiefe, gezielte, manuelle Arbeit, um die Gleitfähigkeit des Gewebes wieder herzustellen. Zusätzlich muss die differenzierte Ansteuerung des Fußes wiedererlangt werden. D.h., es gibt einen gewissen Lernaufwand, der während der Gewebearbeit geschehen muss. Es gibt Videos, in denen mit Holzstäben im Fuß rumgebohrt wird. Allein die Vorstellung treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn. Das ist keine Grundlage, um zu lernen, wie z.B. ein stabiles Abspreizen des kleinen Zehs zu bewerkstelligen ist. Also, so sollte es nicht gemacht werden! Gute, tiefe Arbeit am Fuß wird meist als sehr angenehm empfunden, ideal, um das eigene Verhalten umzustellen.
Ein gerader Rücken als Herausforderung an Barfußschuhe – Grenze Nr. 2

Ich gehöre zu einer Generation, in der oft die Warnung zu hören war: „Sonst bekommst du ein Hohlkreuz.“ Sozusagen als Warnung – klar ein Hohlkreuz sollte niemand haben. Und bei Tisch heißt es dann folglich – „Sitz gerade!“.
„Ein gerader Rücken schädigt die Bandscheiben.“
Daraus ist bei vielen Menschen die Vorstellung erwachsen, ein gerader Rücken sei besser als ein gebogener. So vereinfacht ist das falsch! Wir wollen eine flexible S-förmige Wirbelsäule haben, im Gehen wie im Sitzen. Diese S-Kurve verlagert die Kraft des Aufkommens im Schritt auf den rückwärtigen Teil der Wirbelkörper, weg von den elastischen Bandscheiben. Oder anders herum – ein gerader Rücken ist anatomisch nicht funktional und schädigt die Bandscheiben.
Ein steifer gerader Rücken geht in der Problematik noch einen Schritt weiter. Ein Teil des Rückens speichert Energie im Gehen zwischen. Wenn Sie sich dafür interessieren, hier sehen Sie einen Vortrag von Serge Gracovetsky auf dem Fascia Congress 2007.
Und was hat das jetzt mit Barfußschuhen zu tun? Menschen mit sehr geradem Rücken ziehen Schuhe mit Fersenpolsterung vor, da die Polsterung beim Gehen den Rücken entlastet. Ein gerader Rücken kann viele, viele Ursachen haben. Die gute Nachricht ist, es gibt viele Möglichkeiten für Veränderungen. Gehen Sie die Herausforderung an, verschieben Sie die Grenze, sodass Sie einen flexiblen Rücken bekommen und damit auch leichter Barfußschuhe tragen können.
Sie können durch Bewegungstraining selbst schon viel erreichen. Möglicherweise unterstützt Sie manuelle Behandlung im Bauchraum. Oftmals sind die rückwärtigen Oberschenkel und die tiefe Po-Muskulatur zu fest und/oder aktiv. Gerade bei einem geraden Rücken gilt, ein fester Hintern ist nicht alles – auch wenn tausend Bauch-Beine-Po Trainingsprogramme etwas anderes sagen.
Absatz als Herausforderung anschließend Barfußschuhe zu tragen – Grenze Nr. 3

Eine Entwarnung gleich vorweg: Sie müssen nicht immer flache Schuhe tragen, unser Körper kann durchaus mit einseitigen Belastungen umgehen. Sie sollten es eben nur nicht immer tun oder sich zumindest um einen guten Ausgleich bemühen!
„Schmerzen in der Achillessehne“
Herumgesprochen hat sich, dass sich die rückwärtige Wade durch hohe Absätze verkürzt. Folglich produzieren Barfußschuhe einen verstärkten Zug auf die Ferse, Achillessehne sowie den unteren Rücken. Stellen Sie sich eine Strumpfhose vor, die auf der Rückseite eingelaufen ist. Sie wird dann weder in der Taille noch in der Ferse richtig sitzen. Barfußlaufen kann daher ein Ausgleich sein, dosieren Sie dies aber umsichtig. Sie wollen sich keine Entzündung durch Überreizung in der Ferse oder Achillessehne holen.
Es ist aber nicht nur der Fuß durch hohe Absätze betroffen. Die junge Frau zeigt es sehr gut. Die Hüfte wird nicht mehr gestreckt. Die Beine bewegen sich meist nur vor der Körperachse, der Fuß verbleibt nur kurz hinter dem Körper. Die Schrittlänge entsteht vor dem Körper und nicht mehr ausgewogen hinten und vorne.

Der kleine Videoausschnitt zeigt, wieweit wir uns vom natürlichen Gehen entfernt haben. Es ist eine ziemliche Herausforderung mit Barfußschuhen so weich und dabei aufrecht und elegant zu gehen.
Zusammenfassung über die Herausforderung Barfußschuhe zu tragen

Wir nutzen unsere Füße, als wären wir Enten.
Festes Schuhwerk und Asphalt und Beton lassen unsere Füße verkümmern. Deswegen bringen uns Barfußschuhe so leicht an unsere Grenzen – nehmen Sie die Herausforderungen an!

Barfußschuhe stellen eine Herausforderung an unsere Füße dar. Eigentlich sollten wir ganz natürlich barfuß und in Barfußschuhen laufen können. Dafür muss sich der Fuß bei jedem Schritt stark verwinden und nicht steif und flach wie bei einer Ente genutzt werden. Doch unser modernes Leben hat uns davon entfernt. Daher gibt es Grenzen, die wir beim Nutzen und vor allem beim Eingewöhnen kennen sollten.
Ein harter Schritt zeigt letzten Endes, dass die natürliche Dämpfung beim Aufkommen nicht richtig funktioniert. Gepolsterte Schuhe sind vordergründig eine Lösung, das eigentliche Problem besteht aber weiterhin. Das Tragen von Barfußschuhen kann dies schmerzhaft zutage fördern.
Es wird zu viel über mögliche Probleme eines Hohlkreuz geredet. Richtig ist, dass wir eine natürliche S-Kurve in unserem Rücken haben. Dies hilft den Schritt abzufedern. Menschen mit sehr geradem Rücken gefährden nicht nur ihre Bandscheiben. Sie sollten ungedämpfte Schuhe, wie es Barfußschuhe sind, mit Bedacht tragen. Kümmern Sie sich aber auch um Ihren Rücken!
Ein Absatz verkürzt ihre rückwärtige Seite vom Fuß bis in den Rücken. Hier einfach gewaltsam zu dehnen, kann zu Entzündungen führen! Gewöhnen Sie sich schrittweise an das Tragen von Barfußschuhen.