Was ist die Faszientherapie Rolfing? – Kurzfassung

Rolfing sieht aus wie eine Form der Osteopathie. Doch – auch wenn die Osteopathie viele Faszientechniken und das stetig wachsende Verständnis über Faszien integriert – so gibt es doch Unterschiede. Die Faszientherapie Rolfing startet im Ausgleich von Spannungen im Fasziensystem. Faszien sind gleichsam der Heimathafen im Rolfing. Gezielte Behandlung von Nerven, Organen und Gelenken wird aus dieser Sicht auf Faszien integriert. Zudem besitzt Rolfing in der Abgrenzung zur Osteopathie ein Konzept, wie Spannungen im 3-dimensionalen Fasziensystem sinnhaft ausgeglichen werden können. Wurzeln besitzt Rolfing in der Osteopathie und im Yoga.

Wollen Sie an anderer Stelle etwas über Faszien und Rolfing lesen?


Wer kommt zum Rolfing?

Rolfing richtet sich als Faszientherapie an Patienten mit chronischen Beschwerden und Schmerzen. Wenn Beschwerden lange bestehen, dann passt sich unser Fasziensystem im ganzen Körper mehr und mehr daran an. Deswegen kann Rolfing als ganzheitliche manuelle Therapie – das gesamte Fasziensystem im Blick – für Ausgleich in Verspannungen und Schmerzen sorgen.

Dann gibt es die formalistische Arbeit. Das System Rolfing. Das heißt die 10er-Serie des der Faszientherapie Rolfing. Hierbei wird ein viel größerer Blickwinkel auf Sie als Patienten eingenommen. Das Ziel ist eine ganzheitliche, systematische Veränderung der Spannungen im Körper. Dazu wird aus verschiedenen Blickrichtung immer wieder die Frage gestellt: Gleitet jede fasziale Schicht in ihrer Umgebung und können Sie den Spielraum Ihres Körpers auch nutzen. Deswegen fügt die Faszientherapie Rolfing vor allem in der 10er-Serie Bewegungsschulungen ein, um Veränderung des Gewebes in Beweglichkeit zu übersetzen. Dabei verfolgt Rolfing stets eine leichtere und schmerzfreie Aufrichtung.

Und drittens richtet sich die Faszientherapie Rolfing an Klienten, die bereits ein gewisses Maß an Körperarbeit erfahren haben. Sei es eine abgeschlossene 10er-Serie, osteopathische Behandlungen oder Feldenkrais-Sitzungen. Diese Art der Faszientherapie ist dann wie ein Wiederauffrischen oder ein Nachjustieren. Manche nutzen es als umsichtige Wartung ihres Körpers im Prozess des Älterwerdens.

Faszientherapie – warum überhaupt

Faszien sind erst seit einiger Zeit in den wissenschaftlichen Fokus geraten. Wie neuere Studien ergeben haben, sind Faszien sehr reichhaltig mit sensorischen Nervenendigungen versehen. Wenn man das gesamte Fasziennetz betrachtet, stellt dieses nach einer neuen Hochrechnung sogar das reichhaltigste Sinnesorgan im menschlichen Körper dar.

Jede manuelle Therapie will Veränderungen bewirken. Deswegen ist Faszientherapie so sinnvoll, da sie sich direkt an unser „intelligentes“ Faszien-Nerven-System richtet. Heilung und Linderung können folglich leichter erreicht werden. Mir ist wichtig: Ein intelligentes System wie unser Fasziennetz will intelligent behandelt werden. Faszientherapie, die sich als rein mechanisches Auseinanderziehen und Glätten versteht, ist nicht zielgerichtet. Sie ist dann meist nur schmerzhaft und übersteht nicht die Bewertung durch unser Nervensystem. Faszienbehandlung muss deswegen jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit sehen, in seinen Präferenzen, seinen Überzeugungen, seinen Stärken und Schmerzen.

Das Ziel in der Faszientherapie Rolfing

Dr. Ida Rolf hat die nach ihr benannte Methode als ganzheitliche Faszientherapie entwickelt. Sie hatte den Blick auf das große Ganze. Sie hatte Ihren Ruf zwar als begnadete Therapeuten für ganz konkrete Beschwerden geschaffen. Zudem hat sie ihre Erkenntnisse als spezielle Behandlungstechniken für Chiropraktiker und Osteopathen unterrichtet.

Dennoch hat sie all ihr technisches Wissen und Verständnis einem Konzept untergeordnet. Sie verstand ihre Faszientherapie als Weg, Menschen in der Aufrichtung zu organisieren. Ihre Überzeugung war, dass unsere Aufrichtung, unsere Haltung die meisten Gründe für Schmerzen und Beschwerden aufzeigt. Und indem sich die Methode an den Spannungen und Verspannungen systematisch abarbeitet, können Beschwerden ganzheitlich heilen. Der sichtbare Erfolg der Heilung besteht in der Änderung unserer Aufrichtung.

Daraus ergeben sich 3 Motivationen, Rolfing genauer anzuschauen. Als Erstes der Wunsch nach einer verschleißarmen Spannung. Dies bedeutet weniger Verspannungen und somit reduzierte Schmerzen, die daraus resultieren. Es verbessert damit Ihre Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungseffizienz. Und schlussendlich steigert es Ihr gesamtes Wohlbefinden. Der Anspruch von Dr. Ida Rolf war groß und ging über eine „reine“ Faszientherapie hinaus. In ihren Worten: „Sie wollen Ihr wahres Potenzial erkennen“.

Rolfing ist mehr als eine Manipulationstechnik; es ist eine Art zu Denken und zu Leben.

Dr. Ida Rolf – Gründerin von Rolfing – Strukturelle Integration – Rolfing

Gründe für die Faszientherapie Rolfing

Schmerzen: Schmerzen hinterlassen Spuren im Gewebe und dadurch ganz direkt auch in unserer Haltung. Zudem schränken wir unsere Bewegungsvielfalt durch Schmerzvermeidung immer mehr ein. Im Folgenden erhöhen wir den Verschleiß im verbleibenden Bewegungsspiel.

Um hier Linderung zu erreichen, ist eine Faszienbehandlung durch Rolfing sowohl eine Entspannung des Gewebes als auch eine Änderung der Koordination. Beiträge über Rolfing als Schmerztherapie.


Effizienz: Natürlich wollen Sie Ihre Effizienz im Sport steigern, denn Sie wollen Reibungsverluste vermeiden und eine zielgerichtete Koordination erreichen.

Aber auch im Alter wird Effizienz immer wichtiger, um trotz bestehender Einschränkungen Ihr persönliches Potenzial zu erhalten. Und in beiden Fällen kann die Faszientherapie Rolfing Sie dabei unterstützen. Beiträge über Bewegungseffizienz und Rolfing.


Veränderung und Wohlbefinden: Rolfing soll sich gut anfühlen und dadurch eine Änderung von Haltungsmuster ermöglichen. Rolfing schult durch tiefe Faszienbehandlung die eigene Körperwahrnehmung. Beiträge über die Rolfingsicht auf Haltung und Wohlempfinden.


Wie ist Rolfing?

Rolfing ist wie der 100.000 km Service.

Keith Graham, TaiChi Meister und Rolfer

Rolfing ist eine ganzheitliche Medizin, eine ganzheitliche Faszientherapie. Trotz vieler Überschneidungen mit der Osteopathie, gibt es doch einen wesentlichen Unterschied. Ein wichtiger Startpunkt in der Osteopathie ist die Bewegungseinschränkung. Folglich gibt es sehr ausgefeilte Testmethoden, um diese genau zu bestimmen.

Rolfing startet von der Vorstellung, dass wir ein3-dimensionales Netz aus Faszien sind. Dieses Netz hält uns in Form und begrenzt unsere Bewegungsmöglichkeiten. Dies ist nur die mechanische Seite des Fasziennetz. Die andere Seite ist die hohe Dichte an Nervenendigungen in Faszien. Darüber wird unsere eigene Körperwahrnehmung unsere Propriozeption gesteuert. Wie auch immer diese eigen Wahrnehmung unseres Körpers ist, unserer Körperhaltung ist das sichtbare Ergebnis.

Haltung als Gradmesser für Stress

Haltung ist der Gradmesser für unsere Integration. Das heißt, wir lesen zum einen Bewegungsmöglichkeiten ab. Zum anderen zeigt sich in ihr die Freiheit bzw. der Stress in unserem Nerven- und Fasziensystem. Rolfing richtet nun in einer Faszienbehandlung, dieses gesamte Faszien-Nerven-Netz neu aus. So als ob Sie zum Beispiel eine verdrehte feste Nylonstrumpfhose wieder richten. Nun ist eine Nylonstrumpfhose eine leblose Hülle auf unserem Körper. Faszien sind jedoch mehr. Sie können zwar auch sich wie verdreht oder zu fest anfühlen.

Faszien melden jedoch diese Verspannung auf vielen Schichten quer durch unseren Körper. Eine intelligente Faszientherapie will deswegen nicht nur alle Ebenen der Faszien erreichen. Sie sollte auch Veränderungen im Gewebe in Bewegung und Körperwahrnehmung übersetzen.

Organisation des Körpers in Bewegung

Warum bezeichnet sich die Faszientherapie Rolfing als ganzheitlich? Zum einen ist es der Blick auf große Zusammenhänge im Körper, die durch unser alles verbindende Fasziennetz entstehen. Deswegen muss die schmerzende Region nicht zwingend mit dem Entstehungsort der Beschwerden übereinstimmen. Beispiele für diesen großen Blick können Sie bei meiner Behandlung von Hüftschmerzen oder Schulterschmerzen nachlesen.

Zum anderen ist es die Einbindung von Bewegungen in unsere gesamte Körperorganisation. Es ist eben nicht ausreichend Bewegungseinschränkungen nur durch Entspannung aufzulösen. Die Frage ist: „Wie kann eine Bewegung neu organisiert werden?“ Dabei rede ich hier nicht von irgendwelchen gymnastischen Übungen. Es geht vielmehr um ganz grundlegende Bewegungen. Wie gehe ich oder starte überhaupt nur meinen ersten Schritt? Oder wie in diesem Beitrag über das sichere Reiten, wie muss ich meinen Körper im Sattel organisieren. Deswegen adressiert die Faszientherapie Rolfing direkt das Nervensystem, um wiederkehrende Bewegungseinschränkungen zu verringern.

Anlass für eine Rolfing Faszienbehandlung

Der Anlass sich nach einer Faszientherapie umzusehen ist meist eine schleichende Veränderung in unserem Körper, die Sie nicht hinnehmen wollen. Dies kann die andauernd verspannte Schulter sein. Oder Sie müssen regelmäßig eingerenkt werden. Vielleicht stellen Sie auch eine beginnende Bewegungseinschränkung in der Hüfte fest. Oder Sie bemerken nach einer Operation oder einem Unfall, dass irgendwas nicht so beweglich ist wie davor. Dies sind alles Fälle, bei denen es nicht die eine geniale manuelle Manipulation gibt und alles ist wieder im Lot. Mit anderen Worten, hier lohnt sich der Blick auf die Faszientherapie Rolfing.

Der Rolfing-Blick auf Haltung sieht die dahinterliegenden Kräfte und Verspannungen. Warum zeigt das Knie beim Gehen nach außen? Warum gibt es eine so große Grundspannung im vorderen Beckenboden? Wie frei könnte das Brustbein sein? Und wie zeigen sich diese Spannungen im Stehen? Dies ist der eigentliche Test im Rolfing: Wie organisiert sich unser Körper in der Schwerkraft? Welche Lösung hat unser Nervensystem für unsere Orientierung gefunden? Und folglich, wie effizient ist unser Faszien-Nerven-System organisiert? Verbindungen im Fasziengewebe zu sehen ist in der Faszientherapie Rolfing mehr als der alt-bekannte Blick auf Muskelketten.

Ein Wort des Ausgleichs. Osteopathie versteht sich mit Recht genau wie Rolfing als ganzheitliche Medizin. Manuelle Techniken können sehr ähnlich aussehen und wirken. Der Unterschied liegt im Konzept.


Die Methode, die Sitzung, der Rolfer

Manche erleben ihren verlorenen Kampf mit der Schwerkraft als einen scharfen Schmerz im Rücken, andere als unschöne Haltung oder ständige Müdigkeit. Und auf einige wirkt ihre Umgebung nur noch unerbittlich und bedrohlich. Die über Vierzigjährigen mögen es Alter nennen. Doch all diese Signale deuten auf ein einziges Problem hin, das in ihren eigenen Strukturen und den Strukturen anderer so ausgeprägt ist, dass es übersehen wird: Sie sind unausgewogen; denn sie alle befinden sich im Krieg mit der Schwerkraft.
Dr. Ida Rolf 1977

Wegweiser im Rolfing

So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich die Rolfer. Meinem Verständnis nach muss Rolfing als Faszientherapie schmerzfrei sein. Hier können Sie lesen warum. Wenn Sie weitere Rolfer in Deutschland suchen, dann werden Sie auch hier fündig.

Details über Faszientherapie Rolfing

Wir betrachten unseren Körper meist nur als entweder krank oder gesund. Wenn wir krank sind, dann gehen zum Arzt. Ansonsten sind wir gesund. Doch dabei gibt es Zwischentöne. Denn viele Beschwerden, die sich später zu Krankheiten entwickeln, kennen wir schon lange, ohne sie zu beachten. Allerdings sind wir meist schlicht zu träge, uns um uns selbst zu kümmern. Die Faszien-Therapie Rolfing kann Sie unterstützen, auf sich selbst achtzugeben. Sie wirkt mithin als ganzheitliche Medizin der Vorsorge.

Behandlung verklebter Faszien

„Verklebte Faszien“ ist ein Begriff, bei dem der Laie klarer ist als der Spezialist. Vielleicht kennen Sie das aus Ihrem Bereich: Glühbirne, Unkosten, Zollstock – der Spezialist sieht leidend zur Decke, wir als Laien wissen dabei doch genau, was gemeint ist. So ist es auch bei Verklebungen von Faszien.

Wissenschaftlich weiß man nicht so ganz genau, was das sein kann. Narben gehören wohl dazu. Ebenso Gewebeflächen, die dehydriert sind, wie sie z.B. nach minimalinvasiven Operationen oder bei massiven Verspannungen. Sie spüren es als Patient. Ich spüre es als Rolfer, und zwar als einen gewissen Stopp im Gleiten. Also einmal das wissenschaftliche Luftholen beiseite gewischt – die Faszientherapie Rolfing behandelt genau das, verklebte Faszien.

Ersetzt die Faszienrolle die Faszientherapie Rolfing?

Kennen Sie diese Rücken-Massage-Stühle auf Flughäfen und Einkaufszentren? Vielleicht haben Sie ja sogar selbst solch eine technische Hilfe. Im Notfall sicher besser als nichts. Geschulte Hände sind aber etwas anderes! Auf Faszienrollen bezogen: wenn dies Ihre Motivation für Bewegung ist, dann können Sie dabei zusätzlich eine gute Anregung für Ihr Bindegewebe bekommen. Im Gegensatz zur Faszientherapie Rolfing bekommen Sie mit einer Faszienrolle jedoch keine ordnenden Impulse in Ihr Fasziensystem. Denn die bei Ihnen sinnvollen Richtungen des Gewebes erkennt nur eine geschulte Hand.

Ist damit die Faszienrolle obsolet? Natürlich nicht! Erstaunlicherweise können wir uns nur sehr eingeschränkt selbst massieren. Sie können eben nicht auf der einen Seite mit gezielter Kraft arbeiten und auf der anderen mit offener Entspannung. Eine Faszienrolle kann hier als neutraler Vermittler wirken. Und viele meiner Patienten sind tatsächlich sehr zufrieden mit den so erreichbaren Ergebnissen. Rolfing als Faszientherapie kann hier deutlich weiter gehen und unser Fasziennetz in einer tieferen Ebene erreichen.

Wege zur Faszientherapie Rolfing

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Faszien – warum dieser Hype

Rolfer haben seit jeher auf und in den Faszien gearbeitet. Daher verstehen sich Rolfer als die ursprünglichen Faszientherapeuten. Damit waren sie in der Welt der Körpertherapeuten Exoten, denn die Mehrzahl der Therapeuten interessierte sich für alles außer ebendiesen Faszien. In der deutschen Bindegewebsmassage wird sich auch auf Faszien bezogen. Bindegewebsmassage als Faszientherapie und Rolfing sind jedoch zwei sehr unterschiedliche Welten!

Es war tatsächlich ein deutscher Rolfer, Dr. Robert Schleip, der die Forschung um Faszien neu angestoßen hat. Internationale Faszienkongresse und das Reden über die Bedeutung von Faszien entwickeln sich erst jetzt. Faszientherapie beschäftigt sich mit Faszien, daher im Folgenden ein kurzer Überblick.

Faszien – ein Einblick

Puzzleteil ohne Verbindungen sind wertlos

Faszien heißen zu Deutsch Bindegewebe. Und dies ist auch eine ihrer Hauptaufgaben, nämlich Strukturen, z.B. Muskeln und Organe zu verbinden und ihnen Form und Lage zu geben. In den Anatomieatlanten sind die Faszien jedoch meist entfernt, um den Blick auf die darunter liegenden Strukturen freizulegen.

Faszien schaffen Verbindungen im Körper - Faszientherapie Rolfing
Faszien schaffen Verbindungen

Medizinisch anatomisches Interesse bestand vor allem Muskeln und Organen. Am Beispiel der Niere heißt das: Form und Lage sowie die Nachbarschaft zu anderen Organen. Schauen Sie hier. Das sie verbindende oder umhüllende Gewebe, die Faszien werden meist ausgeblendet. Am Beispiel der Niere ist es das Gewebe, auf dem sie bei jedem Atemzug auf- und abgleitet.

Doch es ist wie bei einem Puzzle: Man kann sich ganz auf die einzelnen Teile konzentrieren, die Form, die Farbe usw. Oder der Blick sieht die Verbindung. Sie geben den Puzzleteilen ihren Halt und ihre Position im Gesamtbild.

Hiermit ergeben sich zwei gleichwertige Sichtweisen auf solch ein Puzzle. Entweder ist das Puzzleteil defekt oder die Verbindung zu seiner Umgebung. Oder, um es auf unseren Körper zu beziehen, entweder liegt das Problem in der Struktur, einem Muskel oder in der Verbindung, einer Faszie.

Eine Anwendung aus der Praxis

Welche Erkenntnis hat dies für die Faszientherapie Rolfing? Ein Beispiel aus meiner Praxis. Eine Patientin, die jahrelang große Verdauungsprobleme und damit einhergehend starke Schmerzen hatte, hat sich auf der gesamten Körpervorderseite verkürzt. Ihre Haltung ist gebeugt und zeugen von tiefliegenden Schutzspannungen gegen eine lebensbedrohliche Erfahrung.

Diese Spannung reicht über Faszien vom Schambein bis zum Zungenbein. Die dadurch entstehende Verbindung läuft in unterschiedlichen Tiefen. So ist sie im Bauchraum noch direkt unter dem geraden Bauchmuskel tastbar. Unter dem Brustbein ist sie jedoch ebenso klar spürbar, um sich dann oberhalb der Schlüsselbein in zwei Stränge aufzuteilen. Zum einen verläuft die Verspannung zum Zungenbein, zum anderen Richtung Hinterhaupt.

Einschub: Manche Menschen bezeichnen die Möglichkeit, etwas unter dem Brustbein zu spüren als Voodoo. Dieselben Menschen akzeptieren jedoch durchaus, dass ein Weinkenner Jahrgang, Traube und Lage herausschmecken kann. Oder, dass ein Dirigent ein falsch gestimmtes Instrument im Orchester zu orten vermag. Nur beim Tastsinn sind wir so ungläubig. Doch probieren Sie es selbst:

Nehmen Sie abwechselnd ein rohes und ein gekochtes Ei in die Hand und bewegen Sie nur das Ei. Sie werden durch die harte Schale feststellen können, welches das rohe und welches das gekochte Ei ist! Also: eine geschulte Hand kann Verbindungen unter dem Brustbein in den Bauchraum spüren. Das ist kein Voodoo, sondern schlicht Training! Die Faszientherapie Rolfing schult genau diese Wahrnehmung.

Ein Netz zur schnellen Übertragung

Verbindungen sind wichtig, weil sie Strukturen und Muskeln zueinander ins Verhältnis setzen. Folglich stellt sich auch die Frage, wie weit diese Verbindungen reichen.

Faszien Netz für Informationen -
Faszien – eine Netz für Informationen

Im Körper spannen sich diese Faszien nicht nur zwischen benachbarten Strukturen. Sie bilden hingegen ein dichtes Netz, das global also auch über Gelenke und Organe hinweg Verbindungen herstellt.

Und diese Verbindungen leiten auch Informationen weiter. Übrigens ist diese Erkenntnis neu. Denn für die Informationsübertragung halten wir gewöhnlich im Wesentlichen unser Nervensystem für verantwortlich. Doch Faszien können Spannungen rein mechanisch deutlich schneller übertragen als unser Nervensystem.

Schauen wir uns dazu das Beispiel an: Wir werden unerwartet von hinten geschubst. D.h., es ist keine Planung unseres Nervensystems im Vorfeld möglich. Dann reagiert unser Körper, weil sich Spannungen über Faszien in unserem Körper ausbreiten.

Zuerst wird das Fasziensystem in unserer Fußsohle gedehnt, dann die Faszien um unsere Wadenmuskulatur sowie um die rückwärtige Oberschenkelmuskulatur. Diese Spannung überträgt sich anschließend über verstärkte Faszien, sogenannten Ligamente bis in ein mehrschichtiges Fasziensystem des unteren Rückens. Die Veränderung der Spannung wird dann von Rezeptoren gemessen und an das Nervensystem weitergereicht, um so zu einer angemessenen Gegenreaktion zu führen. Wir haben also eine gemischte „Signalkette“ aus Faszien, Rezeptoren und Nerven.

Ein Beispiel aus der Praxis – Rückenschmerzen

Welchen praktischen Nutzen hat diese Erkenntnis nun in der Faszienbehandlung? Viele meiner Patienten, die zur Behandlung kommen, klagen über Rückenschmerzen. Die lokale Faszientherapie ist meist zwar wohltuend aber nicht nachhaltig. Die Frage ist doch, warum die Grundspannung wie von selbst immer wieder so hoch eingestellt wird. Warum parken wir unsere Rückenmuskulatur in einer schmerzhaften Verspannung?

Ein der möglichen Gründe liegt in einer gestörten Verbindung vom Fuß in den Rücken. Jede Gewichtsverlagerung, sei es nur beim Gehen oder beim Bücken wirkt auf die gesamte rückwärtige Faszienkette. Diese startet in den Zehen und reicht bis in das Blatt der tiefen Rückenfaszie. Diese Kette muss durchlässig genug sein, um rechtzeitig Spannungsänderungen in den Rücken zu melden. Nur diese Durchlässigkeit erlaubt die schnelle Übertragung von Zuginformationen. Wenn diese Signalübertragung zu langsam ist, dann wird der Rücken quasi von Gewichtsveränderungen überrascht. Die notwendige Stabilisierung ist noch nicht ausreichend passiert und es kommt zu einer Überreaktion.

Dies ist der Grund, warum wir uns bei „dummen“ Bewegungen den Rücken zerren und nicht beim Heben von schweren Lasten. Es schießt uns in den Rücken, weil wir den runter fallenden Löffel auffangen oder uns schnell im Geschäft umdrehen. Hier kann uns eine Rückenschule nicht vorbereiten. Rolfing als Faszientherapie kann jedoch den wahren Grund behandeln. Bei Interesse lesen Sie bei dem Beitrag über Barfußschuhe hierzu mehr.

Störungen können weit reichen

Neuerdings werden Faszien und Nerven als ein System begriffen. Neu ist dabei die geänderte Bedeutung der Faszien, die lange unterschätzt wurden. Meist bedarf es einer Reaktion sowohl der Nerven als auch der Faszien. Dabei ist hier vor allem die Schnelligkeit der Übertragung wichtig.

Im Beispiel des unerwarteten Schubs können wir deswegen noch rechtzeitig zu reagieren. Wenn es zu einer Störung, zu einer Verletzung oder Operation kommt, dann hat das auch immer Einfluss auf unser Fasziensystem! Auch Krafteinwirkungen, die keine offensichtliche Verletzung produzieren, z.B. der Sturz vom Pferd ohne Brüche, der Auffahrunfall ohne Verletzung, verzerren das Netz der Faszien. Rolfing hat diese Erkenntnisse in der Faszientherapie mit aufgegriffen. Modern verstandenes Rolfing ist kein hartes Auseinanderziehen von Bindegewebe. Ein modern arbeitender Rolfer weiß, dass er nicht gegen das Nervensystem gewinnen kann, sondern nur mit diesem.

Erkenntnisse für die Therapie

Die Faszientherapie Rolfing ist vor allem dann sinnvoll wenn

  • Störungen über längere Zeit hinweg bestanden haben,
  • große Kräfte das Faszien-Netz verzerrt haben,
  • Schonhaltungen lange eingenommen wurden


Kosten der Faszientherapie Rolfing

Häufige Fragen über Rolfing

Rolfing Themen Übersicht - Blog über Rolfing Faszientherapie

Rolfing und mögliche Anwendungen

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Zusammenfassung der Faszientherapie Rolfing

Rolfing Logo

Was ist die Faszientherapie Rolfing?

Die Faszientherapie Rolfing ist eine ganzheitliche, manuelle Körpertherapie. Das Ziel ist, Verspannungen im Fasziensystem systematisch zu beseitigen.

Für wen ist die Faszientherapie Rolfing?

Die Faszientherapie Rolfing richtet sich zum einen an Menschen mit chronischen Beschwerden. Diese Beschwerden haben oft einen Schutzmechanismus aufgebaut, der selbst zum Hindernis wird.
Zum anderen richtet sich Rolfing an Menschen, die ihre Bewegungseffizienz verbessern oder Bewegungseinschränkungen verringern wollen. Und schlussendlich kann Rolfing helfen in Zeiten von und für Veränderung durch eine geschulte Körperwahrnehmung eine gute Haltung für diese Herausforderungen einzunehmen.

Worin unterscheidet sich die Faszientherapie Rolfing von anderen manuellen Therapien?

Im Rolfing steht nicht die Bewegungseinschränkung im Vordergrund, die durch umfangreiche Test eingekreist wird. Die Faszientherapie Rolfing besitzt vielmehr ein Konzept, bei dem die Kräfte im Stand und in Bewegung auf das gesamte Fasziennetz beurteilt werden. Die Frage lautet, können Kräfte verschleißfrei durch den gesamten Körper übertragen werden. Rolfer sind besonders geschult, verschiedene Ebenen im 3-dimensionalen Fasziennetz zu behandeln.


Weiterführende Information zur Faszientherapie Rolfing aus meinem Blog